Lackmustinktur und Phenolphthalein

Beschaffung, Lagerung, Umgang, Entsorgung

Moderator: suntri

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Chemiker

Lackmustinktur und Phenolphthalein

Beitrag von Chemiker »

Hallo Chemiefreunde,

im "großen Labor" vom letzten Jahr war noch Phenolphthaleinlösung enthalten (fertig, kein Pulver, braunes Glasfläschchen). Das Forscherlabor enthält stattdessen Lackmuspulver und ein leeres Fläschchen, wo man die selbstgemachte Tinktur hineinfüllen soll. Mittlerweile liegen zu Weihnachten wieder "große Labore" im Supermarkt. Die zweite Auflage hat nun auch das Phenolphthalein durch Lackmus ersetzt. Im Buch sind die Versuche verändert. Das Röhrchen mit dem Lackmuspulver liegt im Fach der Schutzbrille.
Der Chemie-Junior hatte Phenolphthaleinpulver ebenso wie C1/C2. Der All-Chemist nur Lackmuspapier. Die alten Versionen des C1000/2000/3000/4000 hatten ein weißes Plastikfläschchen mit Pulver, das mit Spiritus gefüllt werden sollte. Die neueren C1000 usw. hatten dann das braune Glasfläschchen mit fertiger Lösung (ein weiterer Unterschied ist das Fehlen des Pipettenhütchens, stattdessen sind die Plastikpipetten beigelegt).
Über die Gründe für diese Änderungen kann ich mir keinen Reim machen.

Grüße vom Chemiker
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Chemiker

Re: Lackmustinktur und Phenolphthalein

Beitrag von Chemiker »

Chemiker hat geschrieben:Mittlerweile liegen zu Weihnachten wieder "große Labore" im Supermarkt. Die zweite Auflage hat nun auch das Phenolphthalein durch Lackmus ersetzt.
In der 2008 Obst Liste steht beim Phenolphthalein: "darf aus gesetzlichen Gründen nicht mehr abgegeben werden". Hoffe, ihr habt Vorräte gebunkert. :roll:
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Miscatonic
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Lackmustinktur und Phenolphthalein

Beitrag von Miscatonic »

Laut Sicherheitsdatenblatt von Merck ist Phenolphthalein eigentlich eine relativ harmlose Substanz, besonders im Hinblick auf die winzige Menge im Chemiekasten.
Es sind auch keine Gefahrensymbole im SDB angegeben, möglicherweise gibt es da schon neue Erkenntnisse.
Im Versandhandel ist Phenolphtalein noch problemlos zu erhalten.

Im Chemiekasten der Zukunft werden wir wahrscheinlich am Computerbildschirm Substanzen zusammenmischen und uns an bunten Animationen erfreuen.
Ich bin froh, daß in meiner Jugend alles noch viel lockerer war.

Frohe Weihnachten

Gruß von Miscatonic
Platinboy
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Gefährlichkeit von Phenolphthalein

Beitrag von Platinboy »

Hallo Miscatonic,

Phenolphthalein ist, wenn ich richtig informiert bin noch nicht als "giftig", wohl aber als "gesundheitsschädlich" eingestuft. Es wurde früher als Abführmittel verwendet, jedoch besteht der Verdacht, dass diese Substanz krebserregend sein könnte.
Ich vermute trotzdem mal, dass es gar nicht um das Phenolphthalein selbst geht. Das Phenophthalein wird als Lösung angeboten. Üblicherweise wird Phenophthalein aber in Methylalkohol (Methanol) gelöst (~0,1%ige Lösung). Methanol ist aber giftig! Es zerstört Leber und Nieren und es besteht die Gefahr der Erblindung. Folglich darf eine solche Lösung nicht mehr an Privatleute verkauft werden.
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röhre

Beitrag von röhre »

Platinboy hat geschrieben:Das Phenophthalein wird als Lösung angeboten. Üblicherweise wird Phenophthalein aber in Methylalkohol (Methanol) gelöst (~0,1%ige Lösung). Methanol ist aber giftig!
Warum wird Methanol benutzt, wenn auch Ethanol geht? Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich das Phenolphtalein damals als Pulver erhalten und in Brennspiritus aufgelöst hatte. Tatsächlich löst laut Wikipedia 1 Deziliter Brennspiritus mehr als 7,3 Gramm Phenolphtalein (Löslichkeit 80 g pro l reinen Ethanols).
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Funker
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Beitrag von Funker »

............... stimmt!

Indikatoren werden schon seit langem in ethanolischer Lösung eingebracht.

Peter
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helmut

Phenolphthalein

Beitrag von helmut »

Ja auch ich kann mich erinnern das Phenolphthalein als Abführmittel (oder Brechmittel ?) eingesetzt wurde. Ich glaube als solches stand es noch vor wenigen Jahren in einigen europäischen Arzneibüchern!

Leider hat aber schon der Verdacht auf ein erhöhtes Krebsrisiko schwerwiegende Auswirkungen auf Kinderspielzeug. So ähnlich war es auch bei Methylorange (Azofarbstoffe gelten als karzinogen) aus dem C1.

Ich persönlich glaube nicht, das sich an der Risikobewertung in den letzten Jahren überhaupt was geändert hat - aber die restriktive Gesetzgebung einiger europäischer Staaten und die teilweise völlig unsinnige Übernahme in das europäische Recht haben es möglich gemacht.

Man hätte eben Kinderspielzeug klar von Lernspielzeug bzw. Lehrmitteln abtrennen müssen um so etwas zu vermeiden.

Helmut
Platinboy
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Beitrag von Platinboy »

Ich muß Helmut leider recht geben. Heutzutage muss für Spielzeug 100%ige Sicherheit gewährleistet sein – selbst bei Anwendung durch einen Vollidioten. Leider gilt dies nicht nur für die vorgesehene Altersgruppe, sondern auch für den kleinen Bruder oder die kleine Schwester des Benutzers, die ja ein Gläschen Phenophthalein ggf. mit einem Lutschbonbon verwechseln könnten. Wie sonst läßt es sich erklären, dass inzwischen einige Tropfflaschen bzw. Säure- und Laugenflaschen mit einem Kindersicherheitsverschluss versehen werden.
Zudem habe ich den Eindruck, dass die Kästen immer mehr darauf ausgelegt sind, dass Kinder ihn völlig ohne die Begleitung von Erwachsenen benutzen können. Leider herrscht unter den Erwachsenen offensichtlich der Eindruck, dass sich mit so einem Kasten gleichzeitig Lernerfolg kaufen lässt. Was interessiert schon der Eindruck, den ein lascher Versuch auf den Jugendlichen macht, solange auf der Verpackung des Kastens der Hinweis auf die Pisa-Studie steht. Ohne Begleitung durch einen Erwachsenen müssen die Kästen aber idiotensicher gemacht werden. Das führt zum Teil dazu, dass es in einigen Kästen von heute nicht einmal mehr einen Spiritusbrenner gibt. Die Reagenzgläser darin sind dann winzige Spritzgussteile aus Kunststoff. Begründung dafür: Ein Kind soll gar nicht erst auf die Idee kommen ein derartiges Reagenzglas über einer offenen Flamme zu erhitzen. Schon die geringe Größe des Reagenzglases macht den Effekt des Versuchs aber weitgehend zunichte.
Eine Unterscheidung zwischen Kinderspielzeug, Lernspielzeug oder Lehrmitteln wird es im Bereich Chemie-Experimentierkasten nicht geben. Es gibt eine eigene Verordnung, die sich ausschließlich auf Chemie-Experimentierkästen bezieht. Darin ist klar definiert was sein darf und was nicht sein darf. Das beschränkt die Kästen enorm. Einen Chemiebaukasten für Abiturienten und beginnende Studierende zum Vertiefen des Lehrstoffs wird es wohl nie wieder geben. Einziger Ausweg bleibt hier Ebay und der Kauf eines oder mehrerer alter Kästen.
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helmut

Wer weiss wo es die gibt ?

Beitrag von helmut »

Platinboy hat geschrieben: Es gibt eine eigene Verordnung, die sich ausschließlich auf Chemie-Experimentierkästen bezieht. Darin ist klar definiert was sein darf und was nicht sein darf.
Ist ja schön, nur wo ist die im Originaltext zu finden? Vielleicht kann mir einer mal diesen Text besorgen bzw. eine Quellenangabe geben wo man ihn runterladen kann.

So was suche ich schon lange. Ich habe leider keine Zeit stundenlang stundenlang danach im Internet zu suchen.

:cry:

Helmut
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röhre

Beitrag von röhre »

Es wäre gescheiter, wenn sich die Politiker mal um die Sicherheit von wirklichem Kinderspielzeug kümmern würden. Ein Embargo gegen China und andere Diktaturen könnte hier Wunder wirken. Außerdem dürfte sich auch in jenen Ländern sowohl für die Verbraucher als auch für die Arbeitnehmer einiges zum Besseren wenden, wenn diese nach Wegfall des Freihandels nur noch für den Eigenbedarf produzieren würden. Denn dan käme der Gewinn nicht mehr über die verkauften Stückzahlen herein, sondern über den Stückgewinn, der sich nur über die Qualität steigern lässt.
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Re: Wer weiss wo es die gibt ?

Beitrag von Platinboy »

helmut hat geschrieben:
Platinboy hat geschrieben: Es gibt eine eigene Verordnung, die sich ausschließlich auf Chemie-Experimentierkästen bezieht. Darin ist klar definiert was sein darf und was nicht sein darf.
Ist ja schön, nur wo ist die im Originaltext zu finden? Vielleicht kann mir einer mal diesen Text besorgen bzw. eine Quellenangabe geben wo man ihn runterladen kann.

So was suche ich schon lange. Ich habe leider keine Zeit stundenlang stundenlang danach im Internet zu suchen.

:cry:

Helmut

Es handelt sich um die EN DIN 71-4. Im Internet habe ich aber keine kostenlose Bezugsquelle gefunden.
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helmut

Re: Wer weiss wo es die gibt ?

Beitrag von helmut »

Platinboy hat geschrieben:Es handelt sich um die EN DIN 71-4. Im Internet habe ich aber keine kostenlose Bezugsquelle gefunden.
Genau! Danke für die Nachricht. Inzwischen habe ich doch nach längerem Googlen dieselbe Angabe gefunden.

Leider gibt es etwa 3 verschiedene Ausgaben, die von 1998, 2002 und eine von 2004 oder so ähnlich. Der Preis für den deutschen Text liegt zwischen 30 und 50 Euro das Stück. Wer sich mit Gesetzestexten auskennt weiss, dass manchmal die letzte Ausgabe nicht ausreicht. (Es werden nur die Veränderungen aber nicht der volle Text angegeben. Außerdem möchte man doch zu gern wissen was sich gegenüber der Vorausgabe überhaupt geändert hat.) Na ja für mich ist das im Moment zu teuer.

Verstehen kann ich das Ganze sowieso nicht. Da wird von der EU ein Gesetzestext verfasst und der Staatsbürger wird auch noch zur Kasse gebeten um ihn zu lesen!

Und dann wundern sich die Politiker auch noch über eine zunehmende Ablehnung der Bürger gegenüber der EU.

Helmut
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Re: Wer weiss wo es die gibt ?

Beitrag von Platinboy »

helmut hat geschrieben:
Platinboy hat geschrieben:Es handelt sich um die EN DIN 71-4. Im Internet habe ich aber keine kostenlose Bezugsquelle gefunden.
Genau! Danke für die Nachricht. Inzwischen habe ich doch nach längerem Googlen dieselbe Angabe gefunden.


Verstehen kann ich das Ganze sowieso nicht. Da wird von der EU ein Gesetzestext verfasst und der Staatsbürger wird auch noch zur Kasse gebeten um ihn zu lesen!

Und dann wundern sich die Politiker auch noch über eine zunehmende Ablehnung der Bürger gegenüber der EU.

Helmut


Na ja. Man kann es auch so sehen: Die EU macht ja nur ein Gesetz in dem steht, dass man sich an die DIN EN 71-4 zu halten hat. Dieses Gesetz gibt es kostenlos. Nur die Norm muss man sich noch beschaffen. Aber die hat die EU schießlich auch nicht gemacht.
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